Pfarrei
von Anita Irl
Missbrauch vermeiden und Betroffenen helfen
Schutzkonzept vorgestellt
Mit einer schwerwiegenden Materie mussten sich die Besucher auseinander setzen, die zu dem Vortrag mit dem Titel: „Wozu brauchen wir Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt und wie schützen diese unsere Kinder?“ in den Pilgersaal nach Mindelstetten gekommen waren.
Die Empfehlung der unabhängig Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindsmissbrauchs, Kerstin Claus, in allen öffentlichen Institutionen Schutzkonzepte zu erstellen, hat der Regensburger Diözesanbischof, Dr. Rudolf Voderholzer aufgegriffen und für alle Pfarreien und kirchliche Einrichtungen verpflichtend gemacht. Deshalb haben sich ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Aufgabenbereichen in der Pfarrei im vergangenen Jahr mit diesem Themenkomplex befasst und ein solches Schutzkonzept erstellt, so Ortspfarrer Josef Schemmerer zu Beginn. Damit diese Problematik noch mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung dringt, biete nun der Pfarrgemeinderat in Zusammenarbeit mit dem Kreisbildungswerk Eichstätt diesen Vortrag an.
Er konnte dazu neben den über 40 Zuhörerinnen und Zuhörern, Kristina Straßburger, die Kriminologin und Expertin für Prävention sexualisierter Gewalt ist, als Referentin begrüßen.
Mit statistischen Zahlen zu allen erfassten Missbrauchsfällen in Deutschland stieg Straßburger dann gleich ins Thema ein. So seien in 60 % der Fälle von sexuellem Missbrauch der Täter den Opfern bekannt. 23 % davon geschehen im Familienumfeld, 31 % im Bekannten- und Freundeskreis und 5 % in öffentlichen Institutionen. Fremde Personen sind bei 29% der Fälle die Täter. Hochrechnungen zu folge befinden sich in jeder Schulklasse von 30 Kindern ein bis zwei Opfer. Die Übergriffe werden vom Täter in der Regel von langer Hand geplant und die Opfer so manipuliert, dass sie die Übergriffe meist widerstandslos über sich ergehen lassen. Ein missbrauchtes Kind muss erfahrungsgemäß sechs bis sieben Versuche unternehmen, sich jemanden anzuvertrauen, bis es ernst genommen wird.
Nach diesen schockierenden Tatsachen ging die Referentin auf die Wirkweise von Schutzkonzepten ein, speziell auch in Hinblick auf das der Pfarrei. Ziel dieses Konzeptes sei dabei immer, so die Rednerin, Missbrauch zu vermeiden, im Ernstfall zu handeln und vor Falschbeschuldigungen zu schützen. Zentrale Inhalte sind Primärpräventionsmaßnahmen, wie die Vorlage von erweiterten Führungszeugnissen und regelmäßige Präventionsschulungen für alle Mitarbeiter, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, ein Verhaltenskodex, der verbindlich den Umgang miteinander regelt und Beschwerdestellen, an die man sich in Verdachtsfällen wenden kann.
Straßburger empfahl mit einer Kultur der Achtsamkeit diese schriftlich fixierten Maßnahmen in die Praxis umzusetzen, um damit betroffenen Kindern helfen zu können.
Abschließend bedankte sich Pfarrer Schemmerer bei der Referentin für die ansprechende Form ihres Vortrages, bei dem die Anspannung in der Zuhörerschaft nicht nachgelassen habe.